Über das Irrationale der Demokratie

In modernen Massendemokratien reduziert sich der Einfluss einer Stimme auf ein Minimum. Warum Wählen trotzdem sinnvoll ist.

Am Morgen des 24. Juni blickten viele Briten ungläubig auf die Bildschirme ihrer Fernseher, PCs und Smartphones – und verfluchten dabei die Gelassenheit, mit der sie es sich am Vorabend auf dem Sofa gemütlich gemacht hatten, anstatt den nasskalten Weg zur Wahlkabine anzutreten. Eine knappe Mehrheit von nur drei Prozentpunkten hatte den Ausstieg der Briten aus der Europäischen Union besiegelt. Drei Prozentpunkte, die über die Zukunft eines ganzen Landes entscheiden? Wären nur mehr Menschen zur Wahl gegangen, dann hätte die Katastrophe vielleicht noch abgewendet werden können, so sahen es viele im Remain-Lager.

Doch entsprechen drei Prozentpunkte in Großbritannien mehr als 1,2 Millionen Stimmen – für den Einzelnen gibt es eigentlich keinen Grund, die Nichtwahl zu bereuen. Man kann das nämlich auch einfach so sehen: Wenn 1,2 Millionen Stimmen fehlten, dann kam es auf eine auch nicht mehr an. Einige Politologen gehen noch einen Schritt weiter: Solange man mit seiner Stimme eine Wahl nicht entscheiden kann, lohne sich der Gang zur Wahlurne grundsätzlich nicht. Der Akt des Wählens sei demnach irrational – so sprechen sie vom Wahlparadoxon, da ja dennoch gewählt wird.

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