Über das Ausderreihefallen im Justizwesen

Wegen eines Drogendelikts wird Laura Meißner verhaftet. Doch es gibt ein Problem: Sie ist transsexuell, eine Frau im falschen Körper. Dennoch wird sie in einen Männerknast gesteckt – eine Entscheidung mit verheerenden Folgen – DIE ZEIT

Sie erinnert sich noch gut daran: Als die Vollzugsbeamten sie zu ihrer Zelle in der Münchner JVA Stadelheim führten, hatten ihre Tränen das Schwarz des Kajals im ganzen Gesicht verteilt. Überall haftete der Blick der Männer auf ihr, erzählt Laura Meißner. Auf ihren langen blonden Haaren, auf ihren Brüsten, Größe Doppel D. Einige Minuten zuvor hatte Meißner in einem Raum gesessen, um auf ihre »eingangsmedizinische Untersuchung« zu warten. Es ist das Standardprozedere für Neuankömmlinge – ein Arzt prüft, ob der Inhaftierte drogenabhängig oder auf Entzug ist, ob er Lebensmittelunverträglichkeiten oder Allergien hat.

Sie erinnert sich, wie ein als Helfer eingeteilter Häftling zu ihr sagte: »Jetzt kommt gleich einer, den haben sie in seiner Zelle vergewaltigt.« Der Mann sprach aus, was sie dachte. Sie, schlank, groß und blond, allein unter Männern, die wegen Vergewaltigung oder Mord teils lebenslänglich saßen und nichts mehr zu verlieren hatten. Eine Arzthelferin riet ihr, sie solle behaupten, sie sei suizidgefährdet. So würde sie in Einzelhaft kommen. »In eine Gummizelle, so wie Hannibal Lecter« sei da ihr erster Gedanke gewesen.

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