Über freie Vögel und Clowns

Elon Musk hat Twitter doch gekauft. Seitdem ist dort ein Schauspiel epischen Ausmaßes zu beobachten: Gut gegen Böse, Licht gegen Dunkel. Ich habe dabei zugesehen. Der Standard, Illustration: Fatih Aydogdu

An Tag sechs enthüllt der Teufel seine wahre Gestalt. Elon Musk, der neue Alleinherrscher von Twitter, teilt zu Halloween ein Foto, auf dem er im Kreise seiner Familie in einem blutroten ledernen, stacheligen Panzer posiert, auf der Brust das Symbol des Baphomet, das Teufelssymbol der Satanisten. Ja, wahrhaftig, der Fürst der Finsternis hat die Macht übernommen, um die Welt mit einem Kübel aus Lügen, Hass und Dummheit zu übergießen. Passend dazu der Standort, den Musk in seinem Profil angibt: “Hell”, die Hölle.

Und doch müssen ihm wohl sogar seine ärgsten Kritiker eines zugutehalten: Er ist vielleicht Satan, dafür aber ein äußerst kommunikativer. Gebietet es schließlich die Eitelkeit, jeden Blödsinn mit der Welt zu teilen. Und da auch die Gegenseite kein Problem mit Selbstinszenierung hat, ließ sich auf Twitter in den letzten Tagen ein Schauspiel epischen Ausmaßes beobachten: Gut gegen Böse, Licht gegen Dunkel, Menschlichkeit gegen Tyrannei. Elons teuflische Tragödie, ein Drama in vier Akten.

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Alles beginnt, es könnte profaner nicht sein, mit einem Waschbecken. Seit Wochen war bekannt, dass Musk, als Tesla-CEO zum reichsten Mann der Welt geworden, plant, den Kurznachrichtendienst zu übernehmen. Er wolle dort die “Redefreiheit zurückholen”, so sagt er in Interviews. Für jene, die im libertären Milliardär immer schon den Mephisto sahen, hieß das übersetzt: Musk will das Tor für Hetzer wie Donald Trump öffnen, dessen Account nach Jahren des Fake-News-Exzesses endlich gesperrt wurde – und dabei gleich die amerikanische Demokratie beerdigen, ja alle Demokratien dieser Welt, und dem Faschismus den Weg ebnen, zumindest. Dass Twitter mit 238 Millionen Nutzern ein doch recht elitärer Zirkel ist, wurde dabei gerne ausgeblendet. Als der erste Deal dann platzte, war die Hoffnung groß, dass es doch anders kommen könnte. Bis, nun ja, zu jenem Tag mit dem Waschbecken.

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