Über die Langlebigkeit gefährlicher Lügen
Woher kommt der Hass auf Juden? Antisemitismusforscher Wolfgang Benz über die Verbreitung judenfeindlicher Vorurteile in der islamischen Welt.
Schon vor der Ausstrahlung der Dokumentation “Auserwählt und ausgegrenzt – Der Hass auf Juden in Europa” in der ARD war die Aufregung groß. Der Historiker und Antisemitismusforscher Wolfgang Benz über die Verbreitung antijüdischer Verschwörungstheorien im Nahen und Mittleren Osten.
SZ: Herr Benz, die Dokumentation über Antisemitismus hat hohe Wellen geschlagen. Unter anderem wurden ihr handwerkliche Mängel und Einseitigkeit vorgeworfen. Wie beurteilen Sie den Film?
Wolfgang Benz: Es blieb der ARD ja nichts anderes übrig, als diesen Film auszustrahlen, nachdem von der Boulevardpresse ein gewaltiger Hype darum gemacht wurde – mit der schrecklichen Andeutung, dass der Film nicht gezeigt werden sollte, um Antisemitismus zu vertuschen. Nun war es ganz offensichtlich ein Film über Israelfeindschaft, nicht über europäischen Antisemitismus. Und er hat mehr an Emotionen appelliert, als das allgemeine Geschäft der Aufklärung zu betreiben. Über die Qualität des Films möchte ich nichts sagen.